Kostet die Inflation Biden die Wiederwahl? (2024)

US-Wahl Kostet die Inflation Biden die Wiederwahl?

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US-Präsident Joe Biden hat ein großes Problem: die hartnäckig hohe Inflation. Viele Amerikaner sehen die Verantwortung für die Preissteigerungen im Weißen Haus. Das könnte Donald Trump nutzen

US-Präsident Joe Biden hat einen zähen Gegner: die Inflation. Zwar hat sich die Teuerungsrate mittlerweile deutlich von den im Sommer 2022 erreichten Rekordständen entfernt. Doch im Laufe seiner Präsidentschaft sind die Preise in kurzer Zeit insgesamt so stark gestiegen, dass das Biden bei der Wahl im November den Job kosten und seinen Vorgänger Donald Trump ins Weiße Haus zurückbringen kann -und das, obwohl Trump im Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine p*rnodarstellerin schuldig gesprochen wurde.Für viele US-Amerikaner ist die Inflation offenbar ein größeres Problem als ein vorbestrafter Präsidentschaftskandidat.

Dabei spielt keine Rolle, welchen Einfluss Präsidenten auf die Inflation überhaupt haben. Entscheidend ist, dass die Lebenshaltungskosten unter Biden extrem gestiegen sind. Dem Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center zufolge sagen 62 Prozent der US-Amerikaner, dass die Inflation ein sehr großes Problem sei.

Auch deshalb liegt Biden rund fünf Monate vor der Wahl in Umfragen hinter Trump, der aller Voraussicht nach für die Republikaner ins Rennen gehen wird. Am Ende der vierjährigen Präsidentschaft Trumps lagen die Preise 7,8 Prozent höher als zu Beginn seiner Amtszeit. Bidens Bilanz: Bis zum April (das sind die aktuellen Daten) sind die Preise bereits um 21,6 Prozent nach oben geschossen - und bis November werden sie noch steigen, selbst wenn sich die Geschwindigkeit deutlich verlangsamt hat.

Aus Sicht der meisten Ökonomen wurde die Inflation unter Biden und Trump hauptsächlich von globalen Entwicklungen geprägt - vor allem von der Corona-Pandemie und ihren Folgen. Trump hatte von seinem Vorgänger Barack Obama eine brummende Konjunktur geerbt, die später von der Corona-Pandemie schwer getroffen wurde. Biden musste mit den Nachwirkungen umgehen.

Als Trump im Januar 2017 sein Amt antrat, lag die Inflation bei 2,5 Prozent. Der Absturz der Wirtschaft drückte sie 2020 fast auf Null. Dann sorgten geopolitische Faktoren wie Lieferengpässe und steigende Ölpreise für höhere Inflation, die auch durch eine deutliche Erholung der Wirtschaft mit dem Abebben der Pandemie angefeuert wurde.

Im Juni 2022 - im zweiten Amtsjahr Bidens - kletterte die Inflation mit 9,1 Prozent auf einen seit Jahrzehnten nicht mehr erreichten Höchststand, bevor die Notenbank Fed sie mit kräftigen Zinserhöhungen wieder unter Kontrolle brachte. Doch der Preisdruck erweist sich als hartnäckiger als von der Zentralbank erhofft. Im April lag die Rate bei 3,4 Prozent und damit immer noch deutlich über dem Fed-Zielwert von 2 Prozent.

Im Schnitt kletterten die Preise in jedem Amtsjahr Bidens um rund 5 Prozent, in jedem Amtsjahr Trumps lediglich um 1,9 Prozent. Zur Einordnung: Seit dem Beginn der Präsidentschaft Jimmy Carters 1977 lag die Jahresinflation durchschnittlich bei 3,6 Prozent. Die hohe Inflation trug maßgeblich dazu bei, dass Carter 1980 die Wahl gegen Ronald Reagan verlor.

Für Biden ist das eine Warnung. Dem „Swing State Project“ zufolge sind etwas mehr als die Hälfte der US-Wähler der Ansicht, dass die Lebenshaltungskosten der beste Indikator sind, um den Zustand der Wirtschaft zu messen. Fast 60 Prozent sind außerdem der Meinung, dass Biden die Inflation kontrollieren könne.

Lief die Wirtschaft unter Trump besser?

Dazu passt, dass sich in der Wahrnehmung der meisten Wähler die Wirtschaft unter Trump besser entwickelt hat als unter Biden. Und das, obwohl die Biden-Jahre die beste Zeit seit den 1960er-Jahren sind, um in den USA einen Job zu finden. In seiner Präsidentschaft lag die Arbeitslosenquote bislang im Schnitt bei 4,1 Prozent. Das ist der Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ zufolge die niedrigste Zahl in der jüngeren US-Geschichte, nur übertroffen von Lyndon Johnson Ende der 1960er-Jahre.

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Bei Amtsantritt Trumps lag die Arbeitslosenquote bei 4,7 Prozent und erreichte im Frühjahr 2020 einen Pandemie-Höchststand von 14,8 Prozent. Als Trump das Weiße Haus verließ, war sie auf 6,4 Prozent gefallen. Diese Entwicklung setzte sich unter Biden fort. Derweil wuchs die Wirtschaft stark - kräftiger als unter Trump. Die Hauptgründe: Zum einen gaben US-Verbraucher in der Pandemie gespartes Geld aus, zum anderen kurbelten Hilfspakete der Biden-Regierung den Konsum an.

Dennoch sind einer vom „Guardian“ in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge drei von fünf US-Amerikaner davon überzeugt, dass die US-Wirtschaft unter Biden schrumpft - und das, obwohl das Bruttoinlandsprodukt steigt. Rund die Hälfte glaubt, dass der Aktienindex S&P 500 in diesem Jahr gefallen ist, obwohl er um mehr als zehn Prozent zugelegt hat. Und rund die Hälfte ist der Meinung, dass die Arbeitslosigkeit ein 50-Jahres-Hoch erreicht hat. Für Trump sind das gute Nachrichten, für Biden nicht.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland

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